In unserem Journal möchten wir Ihnen Themen rund um die Seniorenwohnstätte nahebringen, die über die tägliche Betreuung hinausgehen. Sie finden hier Informationen, Berichte oder Meinungen, von denen wir glauben, dass sie eine besondere Bedeutung sowohl für unsere Arbeit als auch für unsere Bewohner und deren Angehörige haben.
Persönliche Erinnerungen begleiten uns unser gesamtes Leben lang. Bei Menschen mit Demenz-Erkrankungen funktioniert das Erinnern an Episoden oder an Menschen aus ihrem Leben nicht mehr verlässlich. Im Alter aber dienen Erinnerungen dazu, die eigene Identität zu stabilisieren. Lässt sich das gelebte Leben nicht mehr vergegenwärtigen, wird es im Denken und Fühlen fragiler, dann verliert der Mensch das Wissen um das eigene Selbst und um die eigene Bedeutsamkeit.
Diesem Verlust versuchen wir durch Biografiearbeit entgegenzuwirken. Die demenziellen Veränderungen können wir nicht aufhalten, im besten Falle vielleicht verzögern.
Durch die Erinnerungsarbeit erfahren wir aber mehr über den Charakter und die besonderen Verhaltensweisen des Menschen. Wichtig ist dabei nicht die kalendarische Einordung von Erlebnissen. Ausschlaggebend ist die persönliche Bedeutsamkeit, die ein erinnertes Ereignis oder eine Person im Leben des Menschen im Hier und Jetzt hat. Es geht also nicht darum, detailliert eine Lebensgeschichte zu rekonstruieren, sondern die Emotionen und Reaktionen, die eine Erinnerungsleistung hervorruft, zu werten und für die Arbeit mit dem demenzkranken Menschen zu nutzen.
Biografiearbeit kann somit ein Schlüssel zu noch vorhandenen Fähigkeiten sein, die gezielt gefördert werden können.